Als ich noch ein Scheckbetrüger war
Am Morgen um sechs klopfte es heftig an der Tür: „Police! Open up!“. Hätte ich eine Hose angehabt, wäre mir sicher das Herz hineingerutscht! Ich warf mir eines der ausgelutschten Atlanta-Handtücher um die Hüften und öffnete die Tür. Vor mir standen zwei Bullen mit finsteren Gesichtern. Sie gingen zielstrebig zum Bett und ignorierten das Mädel, das ängstlich an die Rückwand des Bettes gelehnt saß, die Bettdecke bis zur Nase hochgezogen. Sie hoben die Matratze hoch, sahen die Schecks – und ließen das Teil wieder runter: Nur ‘ne Drogenrazzia – Schwein gehabt!
Myanmar – Wandel in einer Mangelgesellschaft
Myanmar ist ein armes Land. Bis heute. Und Not macht bekanntlich erfinderisch. Seitdem ich vor mehr als vierzig Jahren das erste Mal hierher kam, bewunderte ich das Improvisationstalent seiner Menschen. Nehmen wir mal die laut knatternden Motoren aus chinesischer Produktion, die nicht nur am Inle-See unser Herz und unsere Ohren erfreuen.
Republikflucht
Fast alle Zonis, die ich kannte, wollten abhauen aus diesem Superstaat. Doch die Berliner Mauer war ein schier unüberwindliches Hindernis und die Grenze nach Westdeutschland nicht minder. Die Flucht konnte im wahrsten Sinne des Wortes Kopf und Kragen kosten! Doch es gab immer Wege: Einmal nahm ich Brücke, den Kumpel meines Schwippcousins Peter, mit zu einem Besuch in Ostberlin. Der verliebte sich unsterblich in Ramonas Freundin Pudding. Nun muss man wissen, dass er nicht nur scheiße aussah, sondern auch blöd (er zündete seine Zigaretten mit Ost-Zehnern an und die Ossis staunten!) und rechtsradikal war.
Overland nach Indien mit Led Zeppelin & Co.
‚… and it makes me wonder’ ist ein Refrain in Led Zeppelins Song Stairway to Heaven. Ebenso wie beim Essen (s. o.) war man auch in musikalischer Hinsicht in Travellerkreisen nicht geneigt, sich auf das fremdartige Umfeld näher als Norwegian Wood einzulassen, mit dem die Beatles die Sitar in die Popmusik einführten (oder war es Tomorrow never knows?) Ravi Shankar war auf die Dauer etwas eintönig, selbst wenn er damals in Woodstock mitspielen durfte.
Lal Babbu – der Pusher von Benares
Der Film Easy Rider, in dem neben Peter Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson auch Phil Spector (siehe Foto), Erfinder des ‚Wall of Sound’ eine Cameo-Rolle (als Pusher!) spielte, war wirklich ein Kultfilm. Wenn es denn je einen gab. Er beginnt mit einem Rauschgiftdeal an einem obskuren Airport. Und führt dann die Protagonisten auf ihren Motorrädern auf eine Reise durch den Süden der USA. Von Kalifornien bis nach New Orleans. Nicht weit von dort fallen sie durchgeknallten Rednecks zum Opfer. Die Fransenjacke von Dennis Hopper, die Chopper, der Jargon – vieles in dem Film war trendbildend. Irgendwie zeigte er jedoch auch die Ausweglosigkeit von Flower Power. Die Leute in der Landkommune, die Nutten im Big Easy, die zusammen mit den Helden auf dem Friedhof einen Trip einwarfen – allesamt verlorene Seelen. Fand ich jedenfalls. Man kannte ja daheim auch den einen oder anderen Dealer, auch Leute, die Trips kochten. Doch um einen richtigen Pusher persönlich kennenzulernen, musste ich erst nach Indien fahren …
Lehrjahre sind keine Herrenjahre!
Tapken, M. F.: Bekannte W’havener Eisen- und Sanitärhandlung an der Peterstraße, meine allererste Lehrstelle. Nachdem die Bundeswehr mich wegen verworrener Vorstellungen abgelehnt hatte, mußte mein Vater seinem Filius auf die Schnelle eine Lehrstelle besorgen. Die Lehre dauerte nur 22 Stunden: Am ersten Tag durfte ich mir auf Firmenkosten bei Leffers einen schicken grauen Kittel kaufen und anschließend das gesamte Lagerhaus an der Peterstraße vom Boden bis zum Keller ausfegen (vier Etagen!)
John Lennon zum Achtzigsten
Morgen wäre John Lennon 80 Jahre alt geworden. Zu seinem Ehrentag ein paar Auszüge aus meinem Buch Ich, Hasi, Uschi Obermaier. Und damit das klar ist, sage ich es gleich vorab: Ich bin Stones-Fan!
John Lennon als Sannyasin
Die Beatles konnten es sich im Gegensatz zu den Stones nicht verkneifen, sich einen Guru zuzulegen: Maharishi Mahesh Yogi! Der versprach ihnen vermutlich, dass sie nach einem Kurs bei ihm fliegen könnten.
Cao Dai – Ein Besuch im Vatikan
Die in Vietnam beheimatete Cao-Dai-Sekte ist wohl eine der interessantesten religiösen Vereinigungen der Welt. Sie wurde in den wilden 20er Jahren des letzten Jahrhunderts von einem offenbar sehr belesenen hohen einheimischen Verwaltungsbeamten der französischen Kolonialmacht begründet. In mehreren Séancen schuf der Mann das Grundgerüst des zeitweise sehr populären neuen Glaubens, den man getrost synkretistisch nennen darf. Eine groteske Mischung aus Mahayana-Buddhismus, chinesischer Philosophie, Christentum und Atheismus. Die Sekte verehrt zahlreiche Medien, darunter Jeanne d’Arc, Rene Descartes, Lenin (!) und Victor Hugo.