Burmesisch

Burmesisch ist eine monosyllabische Tonsprache, d. h. jede Silbe ist bedeutungstragend – na, fast jede … Es gibt jedoch auch jede Menge mehrsilbige Wörter, viele davon kommen aus dem Pali, sozusagen der Kirchensprache des Theravada-Buddhismus. Und die Bedeutung von Worten verändert sich mit der Tonhöhe. Viele sind absolut identisch, haben jedoch ganz unterschiedliche Bedeutungen. So etwas gibt es auch im Deutschen (z. B. Gericht), wo es jedoch eher selten vorkommt. Im Burmesischen hingegen ist es alltäglich!

Was mich im Burmesischen frustriert ist die Tatsache, dass kein einziges Wort es ins Englische oder eine andere Sprache geschafft hat. Es gibt zahlreiche Lehnwörter aus indischen Sprachen im Englischen: Bungalow, Godown, Curry, Katamaran (Letztere übrigens aus dem Tamilischen!) – um nur ein paar zu nennen. Aus dem Indonesischen haben es Mata Hari, Orang Utan und andere geschafft. Aus dem Malaiischen zumindest Amok. Aus dem Koreanischen Taekwondo und aus dem Japanischen Harakiri (obwohl die Japaner offenbar Seppuku dazu sagen) und zahlreiche andere: Kamikaze, Sukiyaki, Karaoke und was sonst noch. Im Burmesischen komplette Fehlanzeige! Und wenn man sich freut, dass es doch mal eine Ausnahme von der Regel gibt: wieder eine Enttäuschung! Ich entsinne mich an die Freude, als ich erstmals das Wort Koko Pin (Pin heißt Baum) hörte! Ha, das heißt Kokospalme! Leider falsch: Koko Pin ist der Regenbaum! Kokospalme ist Ohn Pin! Mist! Oder nehmen wir Mango thi! Wenn man weiß, dass thi Frucht heißt, scheint der Rest einfach: Das bedeutet Mango. Wieder reingefallen – es ist die Bezeichnung für Mangosteen! …
Eines irritiert mich immer wieder bei den Burmesen: Das ‚What-my-dog-can-speak?-Syndrom’! Es kommt nicht selten vor, dass ich einen Eingeborenen in der Landessprache anspreche. Und auf komplettes Unverständnis stoße. Andere hingegen verstehen mich wunderbar. Wie kommt das? Ich führe es darauf zurück, dass es jenseits der Vorstellungskraft dieser Leute liegt, dass ein Ausländer ihre Sprache kann. Stellt euch vor, ein Hund sagt plötzlich klar und unmissverständlich: „Hey, wann gibt es endlich was zu fressen?“. Man würde das zwar verstehen, aber da Hunde bekanntlich nicht sprechen können, von einer Halluzination ausgehen. Es würde also dem Tier gar nichts nützen, da ihm keiner glaubt. Und so geht es mir mit manchen Einheimischen. Ich sehe förmlich, wie es hinter der Stirn arbeitet: „Dieser Foreigner redet in einer Sprache, die der meinen ähnlich ist. Doch können Ausländer kein Burmesisch. Daher wird es so sein, dass dessen Sprache zwar ähnlich klingt wie meine, aber vermutlich haben die Wörter eine ganz andere Bedeutung – also ignorieren!“. Frustrierend! Doch wenn der Groschen mal gefallen ist, sind sie völlig begeistert davon, dass sich ein Fremder die Mühe gemacht hat, Burmesisch zu lernen. Oder es versucht hat. …