Der ehemalige Bezirk Wedding war einst das Schmuddelkind unter ihnen. … Wer wollte schon da leben? Kreuzberg war angesagt! Dabei war Wedding für wahre Kenner bereits damals der König der Bezirke: Bis zur Wende der einzige mit einem Geschlecht (der Wedding, später kam noch der Prenzelberg hinzu). Keiner verfügte über mehr Präpositionen als das Aschenbrödel unter ihnen. Der unbedarfte Neuankömmling wohnte in Wedding. Schnell lernte man, dass seine Bewohner im Wedding, am Wedding oder gar auf’m (mundartlich: Uff’m) Wedding wohnten! … Für mich besaß der Stadtteil schon eine fast mystische Dimension, bevor ich nach Berlin kam: Das Zentrum der deutschen Arbeiterbewegung! Welcher revolutionär Gesinnte kannte damals nicht Ernst Buschs größten Hit?
‚Roter Wedding, grüß euch Genossen,
haltet die Fäuste bereit,
haltet die roten Reihen geschlossen,
dann ist der Tag nicht mehr weit!
Kämpfen wir als Sozialisten endlich in einer Front:
Arbeitsbrüder, Kommunisten: Rotfront! Rotfront!’