Revolution

We all wanna change the world ...

You say you want a revolution, well you know, we all wanna change the world –  So sang der Zyniker John Lennon 1968. Da war ich aber aus ganz anderem Holz geschnitzt! Leute, ich gestehe: In meinen frühen Berliner Jahren glaubte ich wirklich an die Revolution! Allen Ernstes! Irgendwie schien sie mir und den Gesinnungsgenossen aller Schattierungen bis in die 80er unvermeidlich. Obwohl bei mir und vielen anderen keine genauen Vorstellungen darüber bestanden, wie genau sie aussehen würde. Hauptsache Revolution! Wir konnten uns nicht vorstellen, dass die ganze 68er-Bewegung irgendwie im Sand verlief. Na, ist sie ja auch nicht (Marsch durch die Institutionen). Den Sieg im Volkskrieg hatte ich mir aber schon anders vorgestellt.  

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Waren nicht die französischen Genossen 1968 ganz nah dran gewesen? So nah, dass die Armee eingreifen musste? Hatten wir nicht in der ‚Schlacht am Tegeler Weg’ gesiegt? Und nietete nicht die RAF regelmäßig die Bonzen um? Schleyer, Ponto, Buback – sie alle mussten dran glauben und den Rest kriegen die auch irgendwann, die Genossen von der RAF! Selbst die Stones und die Beatles schlugen revolutionäre Töne an. Die allerdings aus damaliger Sicht nicht hilfreich waren: Mick Jagger fragte, was einem armen Jungen denn anderes übrig bliebe, als in ’ner Band zu spielen (Street Fighting Man) und John Lennon äußerte zwar auch – irgendwie – Verständnis für die Revolution: Aber bitte nichts kaputt machen! Da kann man gar nicht auf ihn rechnen:  But then you about destruction, don’t you know you can count me out!’. Die neue Welt wollten wir – wie es sich gehört bei einer Revolution – auf den Trümmern der alten errichten. Und dafür gibt es natürlich kein Geld von Mr. Lennon: ‚You ask me for a contribution, – well you know, we’re all doing what we can. – But when you want money for people with minds that hate, – all I can tell you brother you have to wait’.

Lag vielleicht daran, dass er ’ne ganze Menge zu verlieren hatte, was für mich und andere nicht zutraf.

Erstaunlicherweise war das Schweinesystem zäher als erwartet, und schlug mit aller Härte zurück! Märtyrer auf Märtyrer wurde dahin gerafft und schließlich starben die Leute in Stammheim. Spätestens Mitte der 80er war klar, dass die Revolution bis auf Weiteres ausblieb. Also lag Rudi Dutschke richtig mit seiner Forderung: Marsch durch die Institutionen! Und der war letztlich erfolgreich. Was dabei herauskam, war auch nicht das, was man sich damals vorstellte. Revolution zu machen ist eben schwer – vor allem in unserem Vaterland! Wie sagte Lenin so schön: „Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas! Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“ Offen gesagt bin ich heute ganz froh, dass es nicht geklappt hat mit der Revolution – und nun soll derjenige den Stab brechen, der ohne Fehl und Tadel ist in dieser Hinsicht