Tiger

So wie ein Tiger, oh, oh, oh Ja, wie ein Tiger, oh, oh, oh Denn sie gefällt mir gut, drum hab' ich Mut Oh, wau, wau

genannt ‚Der Stecher von Kreuzberg‚: Ein richt’ger Mann muss immer wie ein Tiger sein, Auf diese Weise wird er immer Sieger sein. So sang Peter Kraus. Aber was hatte das mit uns ‚Progressiven’ zu tun? Hier die Antwort: Abgesehen von Tims Zufallsbekanntschaft, der leicht verblödeten Ute aus der Disco (das Beste an der Nummer war laut Tim ihr Schrei: „Oh Tim, spritz ab!“) dümpelte unser Sexualleben mehr oder weniger dahin – und dann kam Tiger, die Ratte! Wir trafen ihn irgendwann nach einer Demo in Charlottenburg. Wegen Problemen mit seinen Mitbewohnern (u. a. Heini Afghan) war er aus der Wassertorstraße ausgezogen und so nahmen wir ihn auf. Er war gelernter Klempner und jobbte ab und an, um zu Geld zu kommen. Und der konnte mit den Teenies umgehen – hatte exakt den Bogen raus, wie man die anmachte. Als wir zum ersten Mal mit ihm in die Dachluke gingen, schleppten wir Veronika und deren Freundin Regina ab. Wir legten sie beim Rudelbumsen gemeinsam flach. Die waren so begeistert, dass sie fortan Stammgäste bei uns waren. Und sogar noch andere Mädels mitbrachten. Danke Tiger! Irgendwann fragte ich ihn, woher er diesen seltsamen Namen habe; und was antwortete er mir?: „Ich heiß Gebhard!“ … Leider geriet der ‚Stecher’ später in die falschen Kreise – sprich Fixer! Er wurde abhängig und kam unheimlich schnell auf den Hund. Ich entsinne mich an einen Besuch bei ihm und seinen Co-Junkies. Wir lebten auch nicht gerade in einem aseptischen Umfeld, aber deren Wohnung erinnerte mehr an eine Müllkippe als an alles andere …

Nach einiger Zeit stieß sein jüngerer Bruder dazu, der allgemein Minitiger genannt wurde. Auch der hing ruckzuck an der Nadel. Irgendwann klaute er den Mitbewohnern eine ganze Menge Stoff und flüchtete nach Finnland. Doch der Ältere wusste, wo er den Dieb suchen musste: In Jyväskylä, der Lieblingsstadt aller Lüner! Es gab ein bisschen was auf die Schnauze und dann versöhnten sich die beiden Brüder wieder. Sie kehrten in die Heimatstadt Brambauer bei Dortmund zurück und ab und an erreichten uns besorgniserregende Nachrichten: Minitiger gestorben – totgefixt! Tiger im Knast! Was war los?

 

Er und ein paar Kumpels hatten ein Mädel angefixt, dem es plötzlich sehr, sehr schlecht ging. Ins Krankenhaus konnten sie schlecht gehen. So kamen sie auf die Idee, die Sterbende in einen Teppich zu wickeln. Dann deponierten sie die Leiche irgendwo im Sauerland in einem Waldstück. Wie zu erwarten flog das Ganze kurz danach auf. Sie wurden wegen Drogenvergehens und Totschlags, Verbringung einer Leiche oder weiß der Himmel was in den Knast gesteckt. The needle and the damage done… Tiger segnete nicht lange darauf das Zeitliche – aber Mädels aufreißen konnte er, das muss man ihm lassen!