Superbruns-Mythos

Mir eine Ehre, von Frampton kopiert zu werden!

Er entstand Mitte der 70-er Jahre, zu Beginn meiner Berliner Zeit. Meinen Freunden und Bekannten müssen meine außergewöhnlichen Fähigkeiten schon früh aufgefallen sein. Zuerst scherzhaft, dann mit immer ernsterem Hintergrund, setzte sich der Name durch. So war ich im Freundes- und Bekanntenkreis allgemein unter dem Namen Superbruns, Superstar bekannt. Möglicherweise beeinflusst durch die Verfilmung von Andrew Lloyd Webbers Musicals Jesus Christ, Superstar (Norman Jewison, 1973). Spätestens seit Peter Frampton das von mir geschriebene Lied Superbruns, zeig uns den Weg unter dem Titel Show me the way (1975) veröffentlichte, war er ein stehender Begriff geworden. Wie geht man nun als bescheidener Mensch mit solchem Ruhm um? 

 

Ist ja auch nicht schön, wenn einem jeder Zweite auf der Straße zuruft: ‚Hey, Superbruns!‘. Dann gucken die anderen Leute immer so komisch. Daher bat ich meine Freunde und Bekannten, mich in Zukunft nicht mehr bei diesem Namen zu nennen. Seitdem bin ich als S. B. (Es Be) bekannt. Jedoch poppt der Begriff Superbruns regelmäßig wieder auf. Ich habe mich damit abgefunden und versuche, das Beste daraus zu machen. Allerdings konnte ich eines nicht verhindern: dass meine Fähigkeiten sich in zahlreichen schriftlichen Werken niederschlugen. Möglicherweise hat der Name mich sogar beflügelt und zu einer Karriere geführt, die Anfang der 70er noch gar nicht absehbar war. Nachstehend einige Zeugnisse aus dieser auch für mich nicht immer leichten Zeit.

Als mein Gefährte von Hin und Zurück mir zu Weihnachten 1976 ‚Superbruns‘ Roten Arbeiterkalender‘ in die Hand drückte, war ich gerührt. Nachstehend ein paar Auszüge:

Januar 1977 – In der Welt kaum nochMenschlichkeit!

Überall Profit und Inflation. 

Jetzt brauchen wir SB für vergnügliche Abende.  Den entfesselten SB.

Leichte Kost. Mit vielen Vitaminen und hochungesättigten Fettsäuren.

Das hat ihn zu dem gemacht, was er ist. 

Er erzählt Ihnen vom Orient. Von merkwürdigen Sitten und höflichen Gebräuchen. 

Reisen Sie mit ihm. Viel Spaß! Der unvergessene SB. Der Geschmack. Aroma. Leben.

 

Juni 77 – SB, die lange Latte, einmal schrecklich Kohldampf hatte; 

Er schnauzte seine Mutter an: „Mudder, schaff was zu beißen an!“

„Ach SB, mein bester Sohn“, sagt sie, „du weißt, ich krieg zwar Lohn, 

doch vom Mehrwert seh‘ ich keinen Pfennich,

so muss ich ackern für nichts, wie dein Vater Erich.

Ich schein‘ dir manchmal recht borniert, doch versteh‘ mich,

die Arbeit macht mich echt frustriert; 

immer nur Maloche – alles keinen Sinn.

Die Aggressionen stehen mir bis unters Kinn!“ 

Mensch!“, bollert SB, „Red keine Scheiße!

Noch herrscht Freiheit bis zur Oder-Neiße. 

Doch nun sei wieder gut, Mutter, es ist schon spät!“.

Spricht’s nimmt seine Fahrradkette und geht.

 

Juli 77 – Sonnenschwangere Sommerszeit. Superbruns-Zeit.

SB auf einem wogenumbrandeten Felsenriff.

SB auf einem mit Leinentuch gesattelten Wüstenschiff. 

Zwischen majestätischen Palmen und lebenstrunkenen Südsee-Insulanern. 

Ein aufregend frisches Lächeln unter seiner zündelroten Kappe.  

SB als Derwisch. SB als Berserker. So einen wünschen wir uns.

Nun brauchen wir SB mehr denn je. Den Geschmack von Freiheit und Abenteuer.

Kühl wie der Ozean. Wild wie die Brandung. SB! 

SB prickelt. Belebt. Macht hellwach. Deshalb brauchen wir SB. Danke, SB.‘

Zwei Jahre später, zu meinem 28. Geburtstag, schrieben meine Freunde das Superbruns-Lied. Es zeigt mich in meiner Eigenschaft als Revolutionär. Ich muss gestehen, es fiel mir schwer, meine Tränen zurückzuhalten, als meine Freunde den Song zur Begleitung von Hennes‘ Gitarre nach der Melodie von Ghost Riders in the Sky vortrugen. Hier die ersten beiden Zeilen:

 

Das Superbruns-Lied

Es war in einer Regennacht im freien West-Berlin,

vonHinundZu saß g’mütlich grad‘ am heimischen Kamin.

Da kam ein Bote, triefendnass, zur Kammertür herein,

vor Schreck verschüttet‘ Conny ein halbes Glas von Wein.

Refrain: Jippie ja ho, jippie ja heh! Freundschaft, die nie vergeh‘!     

Der Bote brachte schlechte Kund‘ aus einem fernen Land,

denn Superbruns, sein bester Freund, war in Faschistenhand! 

Er hatte in den Wellblechslums Proleten agitiert,

die Herrschenden gefährdet, drum ward er arrestiert!

Refrain: Jippie ja ho, jippie ja heh! Freundschaft, die nie vergeh‘!