Emma Larkin

Was man in einem burmesischen Teashop so alles hört...

ist das Pseudonym einer US-amerikanischen Journalistin, die sich u. a. mit Myanmar beschäftigt hat. Ihre Bücher sind von einer tiefen Abneigung gegen das Militärregime in Myanmar geprägt. Das Buch ‚Secret Histories‘ – Finding George Orwell in a Burmese Tea Shop‘  ist eine westliche Version der berühmt-berüchtigten burmesischen ‚Buschtrommel‘. Wie der Titel schon andeutet, glaubt sie im Teashop Volkes Stimme zu vernehmen. In Deutschland tut man das gern als die ‚Lufthoheit über den Stammtischen’ ab. Und die wird allgemein belächelt – manchmal zu Unrecht, wie ich finde. Aber im fernen Myanmar ist das natürlich etwas ganz anderes. Also, wenn man Leute sucht, die über die Regierung meckern, ist man im Teashop genau richtig! Da sitzen die ganzen Dumpfbacken und Dummschwätzer den lieben langen Tag und klatschen, lassen Dampf ab, geben geheimnistuerisch die neuesten Gerüchte weiter und trinken dabei ziemlich schlechten Tee – im Westen liest man die Zukunft aus dem Kaffeesatz, in Myanmar offenbar aus Teeblättern. 

Frau Larkin reiste auf den Spuren, die George Orwell in Myanmar hinterlassen hat. Der diente in den 20er-Jahren in der Indian Imperial Police und war an sieben Orten im Lande stationiert. Sie besucht diese Orte und stellt ihre Nachforschungen an. Dabei fühlt sie sich offenbar von Spitzeln verfolgt. So bald ein Radfahrer ihr für mehr als ein paar Minuten folgt, steht für sie fest, dass er sie im Auftrag der Militärregierung beschattet. Meines Erachtens leidet die Gute unter Verfolgungswahn. Wenn man sie wirklich als gefährlich eingestuft hätte, wäre ihr mit Sicherheit das Visum verweigert worden. Aber vielleicht verkauft sich ein Buch einfach

besser, wenn man vorgibt, es sozusagen unter Einsatz des eigenen Lebens geschrieben zu haben. Ich bin vermutlich schon länger als Frau Larkin in Myanmar unterwegs. Mir sind nie Spitzel aufgefallen. Vermutlich, weil ich nicht nach ihnen gesucht habe … Einer meiner Freunde hat einen guten Draht zu den Behörden, die sich um diejenigen Ausländer ‚kümmern‘, die sich öfter im Land aufhalten. Er bekam die Gelegenheit, in meine – ziemlich dicke – Akte zu schauen. Eine Ansammlung von Belanglosigkeiten. Und trotzdem ich bald als harmlos eingestuft war, sammelten sie weiter, vielleicht bis heute. Na, wenn’s denn Spaß macht …       

Neben besagtem Teashop-Buch hat sie noch Everything’s broken geschrieben. Darin geht es u. a. um die Zyklonkatastrophe im Ayeyarwady-Delta 2008. Aber natürlich auch um ihren Lieblingsfeind, General Than Shwe, den langjährigen Militärdiktator des Landes. Darin erzählt sie eine wahre Räuberpistole über die Frau des Diktators. Die damals schon über 70-jährige etwas füllige ältere Dame soll um Mitternacht mit einem Schwein und einem Hund die Shwedagon-Pagode in Yangon gegen den Uhrzeigersinn (Schwarze Magie?) umrundet haben. Aus anderen Quellen hört ich, dass sie auf dem Schwein geritten sei. Zeugen gibt es natürlich keine. Obwohl ein ganzes Bataillon von Soldaten dabei gewesen sein soll. Angeblich soll dieses Ritual dem Zweck gedient haben, die Magie der damaligen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zu brechen. Und was sagte eine meiner Mitarbeiterinnen dazu? „Ja, das habe ich auch gehört!“…

But not our spirit!