Deutsche Zentrale für Globetrotter

Auch die Deutschen waren nicht untätig: Zuerst einmal gründeten sie – wie zu erwarten – einen Verein: die ‚Deutsche Zentrale für Globetrotter’, kurz DZG genannt. Jeder, der Europa über Land verlassen hatte – fliegen zählte nur bedingt! – konnte beitreten. Als Beweis war eine Passkopie beizulegen, welche z. B. die Einreise von Bulgarien in die Türkei nachwies. Dass der Globetrotter mindestens zur  asiatischen Seite Istanbuls rübergefahren war, nahm man zugunsten des Angeklagten stillschweigend an. Ein exotischer Name wie Heribert, Friedemann oder Ludmilla konnte auch nicht schaden …  Für nur zehn Mark Aufnahmegebühr konnte man Mitglied werden, der Jahresbeitrag betrug 20 Mark. Dafür bekam man die Clubzeitschrift Globetrotter und konnte an ‚Globetrotter-Feten’ teilnehmen, daneben gab es Reisepartnervermittlung, Tauschgeschäfte, Markt- und Kontaktanzeigen. Der Laden zählte 1977 vierhundert Mitglieder. Dessen führende Köpfe veröffentlichten die Buchreihe Globetrotter schreiben für Globetrotter.

Wohl wahr!

Die Gründerin Ludmilla Tüting selbst wandte sich 1984 in Voswinckel von den Globetrottern und ihrem Verein ab. Nachdem sie der DZG so lange vorgestanden hatte. Sie mokierte sich über die ‚Kaninchenzüchtermentalität’. Und bemängelte, dass sie unter den versammelten 137 Mitgliedern nicht mehr die ‚offenen Gesichter, die anderen mit warmen Blicken die Seele wärmten’ sah. Sondern ‚viele verschlossene, kalte, unfreundliche’. Sie beklagte die Selbstgerechtigkeit von Mitgliedern, die ‚dicke Autos auf der Wiese parkten’ und ‚bis zum letzten Atemzug versichert seien’ und trat zurück … Die Zeiten haben sich geändert, Ludmilla Tüting, Jahrgang 1946 und damit der APO-Generation zugehörig, anscheinend nicht.

Voswinckel war nur der Auslöser, die Ursachen für die Abkehr der Mutter von ihrem Kind dürften die sein: Das Kind ist selbständig geworden. Zweifellos hat das Alternativ-Reisen seinen Platz auf dem Touristikmarkt gefunden: Aus dem Grüppchen wurde ein Heer, aus dem vielfach als Außenseiter belächelten oder auch angefeindeten Rucksackreisenden wurde ein normaler Tourist. (zitiert  aus  ZEITmagazin,  November 84). Wie sagt man so? ‚Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welcher!’. Ich selbst muss mich auch manchmal zwicken, wenn ich in meiner Wahlheimat Myanmar die Traveller von heute sehe. Deren Erlebnisse werden anscheinend erst real, wenn sie auf Facebook oder anderenorts erscheinen.