Tamil-Studium

Tamil-Alphabet (Auszug)

Tamilisch – das hörte sich irgendwie geheimnisvoll an. Die meisten, denen ich von meinem neuen Nebenfach erzählte, wussten gar nicht, was das ist. Wir meldeten uns bei den Indologen und die erzählten uns, dass ein gewisser Professor Pinnow der Einzige sei, bei dem man in Berlin diese Sprache studieren konnte. … Pinnow war wirklich ein origineller Typ: Alle seine Lehrveranstaltungen fanden an einem Donnerstag statt: Von 2 bis 4 unterrichtete er uns in Tamil, anschließend gab er zwei Stunden Tibetisch, dann zwei Stunden Navajo und am Ende noch zwei Stunden Tlingit. Was das ist? Das haben wir uns damals auch gefragt! Und für alle Veranstaltungen hatte er Studenten, Tibetisch war sogar recht gut besucht. Unser Tamil-Kurs war der kleinste: Wir waren nur zwei Studenten und ein Prof – so stellte man sich das Studium vor! … 

Trotzdem ich in dieser Sprache ein Hochschuldiplom der FU mein eigen nenne und eine Studienbescheinigung der Universität Jaffna (Sri Lanka) vorweisen kann, blieb es die Sprache, in der ich über die geringste Fertigkeit verfüge. Das liegt zum einen daran, dass die Sprache ausgesprochen schwierig ist (komplizierte Grammatik usw.). Zum anderen daran, dass sie vermutlich eine der am schnellsten gesprochenen Sprachen der Welt ist. Wenn man die geschriebene Form eines Satzes sieht und den dann von einem Muttersprachler hört, dann wundert man sich nur. Immerhin habe ich ein Händchen für exotische Schriften, sodass ich im Falle eines Falles im Wörterbuch nachschlagen kann. Erschwerend kam hinzu, dass wir in der FU das klassische Tamil lernten. Meine Prüfung legte ich ab, indem ich Passagen aus dem Tirukkural (verfasst im 5. Jhdt. A. D.) übersetzte. Hilft einem auf dem Bahnhof in Madras nur bedingt weiter…