Unterwegs mit d. Kreidler-Klub Wilhelmshaven, Teil 1

Der Klub unternahm regelmäßig Ausflüge in die Umgebung, manchmal ging es sogar nach Holland, zum Grand Prix von Assen. Bei diesen Fahrten machten sie die Gegend unsicher. Bei der Anfahrt war Weltmeister H. G. Anscheidt das Vorbild: Genau so wie er wollten sie sich in die Kurve legen! Hatte man das Ziel erreicht, war es Marlon Brando in seiner Rolle als Der Wilde: In der Tat, es hatte sich wenig verändert seit den 50ern, noch immer hatte niemand Verständnis für die Jungrocker.

Nicht selten kam es zu schweren Stürzen, so z. B. als der K. K. bei einem Ausflug ins Südoldenburgische mit der Jugend eines Dorfes in Streit geriet. Die heimtückischen Bauernjungs versteckten sich beim Herannahen der Mopedrotte in einem Gebüsch an der Straße, holten mit Dreschflegeln fünf Klubmitglieder vom Bock und verdroschen sie dann fürchterlich.

Der tragischste Unfall der Vereinsgeschichte ereignete sich im tiefsten Ostfriesland. Diejenigen Vereinsmitglieder, die sich kein Moped leisten konnte, fuhren gern bei wohlhabenderen Vereinskollegen als Sozius mit. Jeder, der diese Ecke kennt, weiß, dass dort zuweilen ein unangenehm frischer Wind weht – deswegen stehen ja auch alle Bäume schief! Wenn dann noch Regen hinzukommt, macht das Mopedfahren in der Tat wenig Spaß; das vermag aber keinen echten K.-Fahrer davon abzuhalten. So auch bei jenem Ausflug: Vier Klubmitglieder auf zwei Feuerstühlen waren gerade zwischen Stiekelkamperfehn und Wrantepott (Letzteres übrigens eine ostfriesische Verballhornung des Begriffes ‚Franzen-Depot‘ = französisches Depot) aus der napoleonischen Zeit, Hinweis von Bernd Schoon, Auerk) unterwegs, als zum böigen Wind noch starker Regen kam.  Unglücklicherweise war der Reißverschluss der Lederjacke eines Soziusfahrers defekt, sodass diesem recht unbehaglich wurde.

 Doch er wusste sich zu helfen: Er bat seinen Kollegen um einen kurzen Stopp, zog seine Jacke aus und verkehrt herum wieder an. Der Fahrer schloss den nun auf dem Rücken befindlichen Reißverschluss so gut es ging und wohlgemut dem Wetter trotzend fuhren die beiden weiter. Als sich der Fahrzeuglenker nach ein paar Minuten umdrehte, um dem Sozius etwas zu sagen, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass der gar nicht mehr hintendrauf saß. Verwundert wendete er die Maschine und machte sich auf die Suche nach seinem Kameraden. Nahe Wrantepott sah er eine Menschenansammlung auf der Straße. Das Schlimmste befürchtend hielt er an: Und da lag sein Kamerad auf der Straße – mausetot! Verstört fragte er die Bauern, was denn passiert sei. Einer sagte mit Tränen in den Augen zu ihm: „As we ihn funnen hebbt, hett he noch leevt, man as we sin Kopp weer richtig rumdreiht hebben, wor he doot!“ – Motorradfahrerschicksal!

Du willst mehr wissen über den Kreidler-Klub? Kuckma hier! Und hier!