Glazialmorphologie

Gletscher am Karakorum Highway, Pakistan

Wer nun allerdings glaubt, dass die physische Geographie im Wesentlichen aus der Quartärmorphologie besteht, ist schief gewickelt. Ich konnte mir bis dahin gar nicht vorstellen, was es auf diesem Gebiet alles gab. Obwohl: Einige Geologen behandelten uns Quartärgeologen mit Verachtung, da wir uns nur mit dem ‚Dreck obendrauf’ beschäftigten. Das war ja nicht mal ’ne Million Jahre alt – lächerlich! Ganz zu Beginn der Geographenkarriere besuchte ich ein Seminar über Datierungsmethoden. Man konnte staunen, was sich die Leute alles einfallen ließen, um herauszufinden, wie alt ein Stück Holz oder ein Stein war.

Unvergessen: Die glaziale Serie!

Von der C-14-Methode hatte ich immerhin mal in der Zeitschrift Hobby gelesen, die mein technikbegeisterter Vater immer so gern las. Die Warvenchronologie (auch Bänderton-Chronologie genannt) war mir dagegen völlig neu! Durch die Auszählung irgendwelcher Feinsedimente in marinen Becken oder Eisstauseen konnte man eine exakte Zeitskala aufstellen. Die taugte aber nur fürs Spätglazial … Nicht mal annähernd so weit kam man allerdings mit der Dendrochronologie, dem Auszählen von 

Jahresringen an Bäumen. Gerade mal zweitausend Jahre! In guten (d. h. warmen!) Jahren waren sie dicker als in schlechten (d. h. kalten)! Geologisch gesehen leben wir – wie ich meinen Studien entnahm – ohnehin in einem Interglazial: Die nächste Eiszeit kommt bestimmt! Doch so lange man Wetter und Klima verwechselt, kann man auch wunderbar darüber spekulieren. Wird der Kölner Dom A. D. 2500 unter Gletschereis verschwunden sein? Oder werden dann im Rhein Nilpferde ’rumschwimmen?