Bevor wir 1983 unseren ersten Laden am Kudamm eröffneten hieß es, die nötigen Waren zu besorgen. Zu diesem Zweck reiste ich im Juni d. J. für sechs Wochen nach Asien, wo ich kräftig einkaufte. Ende Juli war ich zurück und und mein Bruder teilte mir mit, dass unsere Mutter am 10. Juli gestorben sei. Die Totenfeier war schon gelaufen, aber zur Urnenbeisetzung sollte ich doch dabei sein. Ich rief also meine Freundin Erbse (wir waren seit drei Jahren zusammen) an, um ihr mitzuteilen, dass ich nach Wilhelmshaven fahren müsse, um meine Mutter unter die Erde zu bringen. Leider war sie nicht daheim. Ein Anruf bei ihrer Schwester ergab, dass sie in ‚Familienangelegenheiten‘ verreist sei und erst am Montag wiederkäme. Was für Familienangelegenheiten? Na, ist ja auch wurscht, hatte genug andere Sorgen! Also fuhren wir in die Heimatstadt und brachten die Beerdigung hinter uns. Montagabend war ich wieder in Berlin. Von Erbse immer noch keine Spur. Als ich abends endlich im Bett lag, rief sie an. Sie teilte mir mit, dass sie während meiner Abwesenheit geheiratet habe. Ich war froh, dass ich lag! „Geheiratet? Warum, um Himmels willen?“ – „Ach, ich war so einsam und habe einen netten Mann kennengelernt. Der machte mir einen Heiratsantrag – und ich nahm ihn an!“ Ich war baff: Weiber! Das war nun die Krönung: Zuerst durch die Prüfung gefallen, dann Ladeneröffnungsstress und Fernreise, Mutter gestorben, Freundin heiratete einen anderen und die Exkursion hing wie ein Damoklesschwert über mir!