Beusselmarkt

Die weiße Hölle von Berlin
10 x besser als Ceresit!

Nach dem Umzug in den Wedding verlor ich den Anschluss an die revolutionäre Szene und die daraus resultierenden Jobs. Und landete beim Bodensatz der Arbeitssuchenden: Schnelldienst des Arbeitsamtes an der Beusselbrücke! Oder noch schlimmer: Sklavenhändler, auch Ladedienst genannt. Für vierzig Mark am Tag – das machte richtig Spaß! Obwohl: Einen Vorteil bot der Schnelldienst des Arbeitsamtes. Man konnte gleich von der Kneipe aus dorthin gehen. Denn die fingen verdammt früh an. Die Arbeitssuchenden waren überwiegend Penner, von denen wir coolen Typen uns wohltuend abhoben. Dachten wir zumindest … Einige Jobs waren so beschissen, dass kein Schwein die annehmen wollte, z. B. bei der Firma CERESIT: Gerüchteweise stellten die so eine Art Zement her. Am Abend war man völlig weiß gepudert. Als der Job aufgerufen wurde, hob kein Einziger im Saal den Arm. Niemand war interessiert und man hörte nur abfällige Bemerkungen. Dann meldete sich doch einer: Ausgerechnet ein Schwarzer! Der arme Kerl hatte offenbar keine Ahnung davon, was ihn erwartete. Einer der Penner rief: ‚Ey, kieka, olle Presskohle will ooch mal ‘n Weißa sin!’ und der ganze Saal grölte. Sehr gefragt war die Arbeit im Obstmarkt nahebei. Da konnte man jede Menge mit nach Hause nehmen. …