Zypern

Checkpost Ledra Street, türkische Seite
Checkpost Ledra Street, griechische Seite

Mein erster Stopp war Zypern. Annette hatte mir ein Ticket von Istanbul nach Ercan (Nordzypern) gebucht. Irgendwann hörte ich, dass man bei der Weiterreise aus dem griechischen Teil der Insel Probleme bekommen könnte, wenn man über den türkischen Teil einreist.  Ich rief also bei der zyprischen Botschaft in Berlin an und man bestätigte mir, dass ich nicht aus dem griechischen Teil der Insel abfliegen könne, wenn ich über den türkischen Teil eingereist sei. Im Übrigen sei es ohnehin verboten, die Grenze zu überqueren, wenn man mit dem Flieger eingereist sei. Also kaufte ich mir ein Ticket von Istanbul nach Larnaca (Zypern).

Am Tag meines Abflugs ließ ich meinen schweren Koffer voller Bücher im Hotel zurück und fuhr mit der U-Bahn zum Airport Sahiba Gökcen im asiatischen Teil der Stadt. Dort musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich am falschen Flughafen war. Die Flüge nach Athen starteten vom europäischen Flughafen. Oh, Mann! Wie blöd kann man sein, nicht mal aufs Ticket zu schauen! Nun war guter Rat teuer! Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als zum anderen Airport zu fahren und dort einen neuen Flug zu kaufen. Aber dann fiel mir ein, dass ich ja noch den Flug nach Ercan hatte – und der startete von diesem Flughafen. Ich beschloss, mich auf mein Glück zu verlassen, und nahm den Nachmittagsflug dorthin. Machte mir allerdings Sorgen, dass ich bei der Einreise in den griechischen Teil Probleme bekommen könnte. Aber eine Lösung gibt es ja immer, beruhigte ich mich. Ich landete also in Ercan (dem alten Flughafen von Nicosia) und fuhr zum Grenzübergang Ledra Street. No problem! Dann die Ledra Street (Fußgängerzone!) runter bis zur nächsten Hauptverkehrsstraße und von dort mit dem Taxi zu meinem Hotel Altius im Diplomatenviertel. Gute Wahl.

Am nächsten Tag kaufte ich mir eine SIM-Card, ohne die ich völlig aufgeschmissen gewesen wäre. Ich trieb mich ein paar Tage in Nicosia herum. Der türkische Teil der Altstadt ist erheblich interessanter als der griechische. Auch die Abzocke ist dort nicht so heftig wie im griechischen Teil. Besonders gut in Erinnerung geblieben sind mir dort eine große Karawanserei, der Bandabuliya Market und ein Buchladen. Erstaunlich für mich war die große Zahl an Afrikanern in beiden Teilen der Stadt. Dazu viele Asiaten, vor allem Filipinos. Auch an Russen mangelte es nicht. Zypern ist ein teures Pflaster, so vermied ich es meist, in Restaurants zu essen, sondern ernährte mich von Brot und Käse (mag ich ausgesprochen gern!), die ich im Hotel verzehrte, dazu ein Gläschen Wein oder ‘ne Tasse Tee. Die Entfernungen sind nicht groß, alles zu Fuß erreichbar. Man kann dort auch problemlos mit dem Bus fahren. 

Im Bandabuliya Market
Hamam - Das türkische Bad
Karawanserai Büyük Han
Selimiye Moschee

Die Grenze zwischen den verfeindeten Nachbarn erinnerte mich stark an die Mauerzeit in meiner Wahlheimat West-Berlin. Vor allem auf der türkischen Seite Soldaten, Wachtürme usw. Es gibt etliche Grenzübergänge, aber ich benutzte immer nur den in der Ledra Street, Letztere berüchtigt als ‚Shooting Alley‘ während des Unabhängigkeitskampfes. So mancher britische Soldat wurde hier unter Feuer genommen. Der Übergang ist völlig problemlos; Vorlage des Personalausweises genügt. Auffallend die Abwesenheit von Straßenkötern, dafür umso mehr Katzen. Was ich bevorzuge. 

Gedenktafel an der Grenze
UN-Pufferzone
Eine Sackgasse an der Grenze
Die Flaggen der Türkei und der Republik Nordzypern
Türkischer Buchladen in Nikosia I
Türkischer Buchladen in Nikosia II
Türkischer Buchladen in Nikosia III
Türkischer Buchladen in Nikosia IV

Von Nicosia weiter mit dem Bus nach Larnaca, von wo aus mein Flug nach Tel Aviv startete. Stieg  im mittelmäßigen Cactus-Hotel ab und schaute mir die Stadt an. Langweilig und voller Touris! Der Strand haute mich auch nicht gerade um. Ich ging zur Immigration, aufs Schlimmste gefasst: Würde man mir den Weiterflug verwehren? Müsste ich mir etwa einen Flug nach Athen buchen und von dort nach Tel Aviv fliegen? Unsinn, sagte der Mann an der Immigration, das sei überhaupt kein Problem. Aufatmen. Nach meiner Rückkehr rief ich bei der Botschaft in Berlin an und fragte, ob sie es nicht besser wüssten oder den Leuten einfach aus Daffke falsche Auskünfte erteilen. Sie meinten, dass es nicht ausgeschlossen sei, dass mir bei meiner nächsten Reise nach Zypern die Einreise verwehrt werden könnte. Völliger Blödsinn! Bande von Idioten, würde Kinski sagen! Im Übrigen zieht es mich auch nicht mehr dorthin. Larnaca verfügt über einen erstaunlich großen Airport angesichts der 1,3 Millionen Bewohner der gesamten Insel (über 12 Millionen Fluggäste jährlich, halb so viele wie in Berlin).

Sie meinten, dass es nicht ausgeschlossen sei, dass mir bei meiner nächsten Reise nach Zypern die Einreise verwehrt werden könnte. Völliger Blödsinn! Bande von Idioten, würde Kinski sagen! Im Übrigen zieht es mich auch nicht mehr dorthin. Larnaca verfügt über einen erstaunlich großen Airport angesichts der 1,3 Millionen Bewohnern der gesamten Insel (über 12 Millionen Fluggäste jährlich, halb so viel wie Berlin). Und dann ging’s mit Aegean Airways nach Tel Aviv, nur ein kurzer Hüpfer, aber eine andere Welt.    

Der Strand von Larnaca - da hab ich schon Besseres gesehen ...
Die Lazaruskirche in Larnaca
Ein verlassenes Haus in Larnaca. Es wurde womöglich früher von einer türkischen Familie bewohnt, die nach der Teilung der Insel vertrieben wurde.
Ein Kaffee an der Corniche - den habe ich mir redlich verdient ...

Auf meinem nachmittäglichen Stadtbummel in Larnaca hatte ich  einen ‚englischen‘ Pub entdeckt, dessen Speisekarte vielversprechend aussah. Abends machte ich mich auf den Weg dorthin. Zu meiner Enttäuschung war er geschlossen. Also machte ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Ich wanderte die Corniche entlang und aß schließlich Sushi in einem japanischen Restaurant. Aber das war auch nur für den hohlen Zahn – und teuer dazu. Also weitersuchen. Während ich durch die von Touristen bevölkerten Straßen wanderte, fühlte ich mich einsam und fremd. Offenbar war ich zu lange nicht mehr in einem europäischen Urlaubsort gewesen.  Die Menschen in Freizeitkleidung, denen ich begegnete, wollten so gar nicht zu mir passen. Und ich vermute, dass sie mich in meinem schwarzen Sakko wohl für einen alten Mann hielten, der sich hierher verirrt  

hatte. Meine Suche blieb erfolglos, und ich kaufte mir ein Eis. Dann ging ich zurück ins Hotel und legte mich ins Bett. Nach kaum einer Stunde wachte ich auf. Mein ganzer Körper juckte und ich fragte mich, was mit mir los sei. Dann fiel mir ein, dass ich diese Symptome kannte: Auf einer meiner Reisen hatte mich mal die Krätze erwischt. Ja, die Krätze!  Mein Gott, wie komme ich denn hier an die Krätze? Wäre ich in einem Billighotel in Indien gewesen, hätte ich es verstanden. Aber hier, mitten in der zivilisierten Welt? Nun, was sollte ich tun? Ich fand mich mit meinem Schicksal ab und beschloss, mir in Jerusalem eine Salbe zu besorgen, die mir damals auch geholfen hatte. Doch am nächsten Abend waren die Symptome verschwunden – ohne Behandlung. Und traten danach nicht mehr auf. Ich frage mich bis heute, was die mit der Bettwäsche gemacht haben …