Teheran

'Freiheitsturm' Azadi, noch unter dem Schah gebaut. Freiheit gibt's nach wie vor nicht ...
Schlafsaal im Amir Kabir Hotel, Teheran - so lässt es sich aushalten!

Teheran ist eine große, beschissene Stadt. Der Horror aller Overlander! Fragt Heini Afghan! Dort stoppte man nur, um sich das Visum für Afghanistan zu besorgen. Man wohnte da gewöhnlich im Amir Kabir Hotel (allerdings für unverschämte 5,60 DM) oder ähnlichen Schuppen. Mein englischer Kumpel Alec sorgte in der Travellerhochburg einst für Aufregung: Er kam als Rucksackreisender mit ein paar Reisegefährten dort an. Sie fanden Unterschlupf in einer Absteige im Rotlichtviertel. Alec kommt aus sehr gutem Hause und hat in England und der Schweiz die besten Schulen und Unis besucht. Damals galt das British Empire noch etwas in den ehemaligen Kolonien und Halbkolonien. So lernte er während der Ausbildung viele Kinder reicher Leute aus dieser Weltgegend kennen. Sein persischer Schulfreund Ali hatte ihm das Versprechen abgenommen, sich bei ihm zu melden, wenn er mal in Teheran vorbei käme. Im Hotel war das Telefon defekt und daher ging er in einen benachbarten Schneiderladen. Dort fragte er, ob er mal kurz telefonieren könne. Der Schneidermeister war unwirsch (‚Fucking hippies, only give you trouble!’). Schließlich erlaubte er es gegen Bezahlung einer exorbitanten Gebühr. Dann wählte er selbst die Nummer. Als sich der angerufene Teilnehmer meldete, erbleichte der gute Mann und nahm Haltung an. Er war mit dem Palast eines Prinzen verbunden worden! Mit einem unsicheren Lächeln übergab er den Hörer an den Alec. Und seine Hoheit, Prinz Ali, staunte nicht schlecht, als er hörte, wo der alte Schulkamerad untergekommen war.

Er verlangte noch einmal den schwitzenden Schneider. Der musste ihm die genaue Lage des Ladens beschreiben, um den Kumpel abholen zu können. Nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte, bat er ihn inständig, doch bitte, bitte dem Prinzen nicht zu sagen, dass er anfangs ein bisschen unfreundlich gewesen war. Was der ihm wohlwollend versprach. Der Schneider lud ihn in seinen Privatraum ein und bewirtete ihn mit Softdrinks und Kaffee. Eine Stunde später fuhr der Rolls-Royce des Prinzen vor und das ganze Rotlichtviertel stand kopf. Stolz wie Bolle stieg er ein, fuhr kurz zum Amir Kabir, wo er sich von den staunenden Reisegefährten verabschiedete und seine Habseligkeiten abholte. Als er bezahlen wollte, bekam der Hotelier einen Riesenschreck: Nein, nein, es sei ihm eine Ehre, den Freund des Prinzen – wenn auch nur kurz – beherbergt zu haben!