Kaufmannsgehilfenbrief - Jetzt kann ich richtig mithelfen in der Spedition!


Lehrstelle

Wie wahr ...

Wenn man den Eltern und sonstigen Verwandten Glauben schenken durfte, gab es nichts Wichtigeres im Leben, als eine L. zu bekommen, wenn man nicht gerade aufs Gymnasium ging. Die Lehre dauerte in der Regel drei Jahre, nur Hochbegabte wie ich schafften es in zweieinhalb Jahren! Nach der lockeren Schulzeit war die Lehre ein echter Terror und der Chefterrorist war der ‚Lehrherr‘. So nannte man denjenigen, der einen Lehrling für einen Hungerlohn die dreckigsten und langweiligsten Arbeiten machen lässt und sich dabei noch wie ein Wohltäter der Jugend vorkommt … Denn Lehrjahre sind keine Herrenjahre!

Es kann nicht verwundern, daß sich viele Jugendliche das nicht bieten ließen, so z. B. unser Held, der erst bei seiner dritten L. endlich den Abschluss erreichte. … Aber wie! Jahrgangsbester! Noch heute halte ich meinen Kaufmannsgehilfenbrief in Ehren! Kaufmannsgehilfe: Das bedeutete doch nicht weniger, als dass ich auch ein bisschen mithelfen kann im Speditionsbetrieb. Wie z. B. die Frachtbriefablage zu erledigen, bzw. es hätte tun können. Wenn ich mir nicht am 2. September 1970 geschworen hätte, nie wieder in einer Spedition zu arbeiten. Und ich habe Wort gehalten!