Kalkutta - ein Wiedersehen nach 40 Jahren

Calcutta Rikshaw

2017 reiste ich mit meiner burmesischen Frau nach Bhutan; der Flug ging von Yangon via Calcutta und Kathmandu. Eine gute Gelegenheit, die Bekanntschaft mit der intellektuellen Metropole Indiens wieder aufzufrischen. Dort hatte sich einiges verändert, sogar der Name: Die Stadt heißt heute offiziell Kolkata – was immer das bedeuten soll. Ihre Bewohner nennen sie nach wie vor beim alten Namen. Die frühere Park Street heißt heute Mother Teresa Marg – sehr zum Unwillen der Einheimischen. Calcutta will endlich dieses elende Shithole-Image loswerden, das nicht zuletzt durch Mutter Teresa und Konsorten und Filme wie City of Joy befördert wurde. Nach dem Tode der inzwischen heiliggesprochenen Dame kam heraus, dass sie Millionen auf geheimen Konten gebunkert hatte, auf die niemand außer ihr selbst Zugriff hatte. Ach, Mutter! Da sich meine wirtschaftliche Situation seit Hippie-Tagen positiv entwickelt hatte, logierte ich im Oberoi Grand seligen Angedenkens. Nicht zuletzt, um das alte Sudder-Street-Trauma endlich zu verarbeiten! In dem Luxushotel, wo ich einst Klopapier geklaut hatte, war ich nun umschmeichelter Gast! Was für ein Aufstieg! Das hielt mich jedoch nicht davon ab, meinen alten Kiez aufzusuchen und in Erinnerungen zu schwelgen. Die berühmt-berüchtigten, von Männern gezogenen Rikschas gibt es dort immer noch und mein Babe sorgte dafür, dass den Leuten die Arbeit nicht ausging!

The Fairlawn!

Und glaubt es oder nicht: Die alten Bruchbuden standen immer noch! Zum Beweis ein paar Fotos. Das gute alte ASTORIA, wo ich mal die beste Suite bewohnte. Das PALACE! Das PARAGON, in dem ich ein Zimmer mit sechs (!) Betten nur für mich hatte! Aber leider kein Innenklo. Die berühmt-berüchtigten HILTON-Kopien SHILTON und HILSON, in denen Nichtsahnenden vorgegaukelt wurde, sie seien in einem Ableger der amerikanischen Luxus-

Kette gelandet. Was übrigens nicht zutraf! Aber auch das FAIRLAWN, mit dem mich nur gute Erinnerungen verbinden: An Frau Vivian und ihren Mann Ed, die, wie es im Lonley Planet beschrieben wurde, aussahen ‚as if they had been time-warped from Bristol in the 1950’s‘. Dem ist nichts hinzuzufügen! Auch das sehr englische Essen mit Angels on Horseback als Nachtisch blieb unvergessen. Auch dort hatte sich nichts verändert!

Wir besuchten die üblichen Highlights wie das Victoria Memorial, gewidmet dem Ruhm des Empire und des Raj. Wirklich erstaunlich, wie die Briten es schafften, eine bescheidene Handelsniederlassung zu einem gigantischen Kolonialreich auszubauen. Das Indian Museum enthält eine hervorragende Sammlung buddhistischer Kunst, den Rest kann man vergessen! Und wir machten einen Abstecher zum Kali Ghat,

dem die Stadt ihren Namen verdankt. Dort steht der berühmte Tempel mit einem bemerkenswerten Kali-Antlitz mit seeehr langer Zunge. Gar nicht weit davon eines der Hospize, in denen Mutter Teresas Nachfolger tätig sind. Es machte einen weniger elenden Eindruck, als ich vermutet hätte. Wir trafen dort einige sehr motivierte junge amerikanische Studenten, die einen Monat lang Gutes tun und anschließend wieder in die Heimat zurückkehren.