Jatropha!

Millionär in einem Jahr!

In einer Zeit, in der die ganze Welt vom Ende des Erdölzeitalters spricht und Alternativenergien in aller Munde sind, darf natürlich auch das aufstrebende Myanmar nicht beiseite stehen. Hier setzt(e) man große Hoffnungen auf den Wunderbaum (bot. Name: Ricinis communis), dessen Öl in Deutschland gern bei Fällen hartnäckiger Verstopfung eingesetzt wurde – manch einer erinnert sich noch Jahrzehnte später mit Schrecken daran, wie er damit traktiert wurde. Heute gibt es glücklicherweise angenehmere Abführmittel, wie jeder, der eine Darmspiegelung vornehmen ließ, gern bestätigen wird. Das Öl der Samen des Baumes (engl. jatropha) findet in großem Maßstab Verwendung in der Industrie: Kunstharze, kosmetische Artikel, synthetische Fasern usw. Aufgrund seiner Viskosität auch bei hohen und tiefen Temperaturen wird es auch gern als Schmiermittel z. B. für Flugzeugmotoren eingesetzt.

So seh'n se aus!

Das alles wird jetzt in den Schatten gestellt durch eine neue Nutzung: Biodiesel! Die burmesische Militärregierung hat die Pflanze als einen Weg aus der Abhängigkeit vom Erdöl entdeckt, das für teures Geld importiert werden muss. Überall sieht man Plantagen der recht anspruchslosen Pflanze und wie man hört, wurden mancherorts selbst Reisfelder umgewidmet, um die Vorgaben zu erfüllen – man plant in ganz großen Dimensionen! Und scheiterte grandios! Nur Böswillige schenkten Gerüchten Glauben, dass es sich in Wirklichkeit um ein gigantisches Voodoo-Programm zur Ausschaltung des Einflusses der Oppositionsführerin, der Nobelpreisträgerin Frau (Aung San) Suu Kyi handelte: Wenn man nämlich deren Namen umdreht, ergibt sich der Name der Pflanze (Burm. kye’  hsu). Je mehr man davon anbaut, desto geringer wird Suu Kyis Einfluss … Klasse, nicht?

Meine wenigen Versuche, aus meiner Würstchenexistenz auszubrechen, scheiterten grandios! So, als ein Bekannter mich anschrieb und um Hilfe bat: er habe gelesen, dass Myanmar weltweit einer der bedeutendsten Produzenten der Rizinus-Pflanze 

(engl. Jatropha) sei und ich möge ihm doch bitte bei der Besorgung von deren Nüssen  helfen. Offenbar sollte das Öl in Kraftwerken verbrannt werden. Jatropha, das war doch die Wunderpflanze, von der alle redeten! Ganz große Sache!! Der Durchbruch!!! Allerdings musste ich feststellen, dass die Bäume – zumindest die Rizinus-Bäume – auch hierzulande im wahrsten Sinne des Wortes nicht in den Himmel wachsen. Na, mach ich doch gern, sagte ich meinem Bekannten, zumal ich bei der angefragten Menge (250.000 Tonnen jährlich) und 3 % Kommission innerhalb kürzester Zeit Millionär gewesen wäre. Meine  Nachfrage bei potentiellen Lieferanten ergab nur Kopfschütteln: 1.000 Tonnen pro Jahr könne man vielleicht liefern, allerdings zu einem Preis, der etwa 60 % über dem Weltmarktpreis lag. Aber Myanmar sei doch der größte Produzent in ganz Südostasien? Bedauerndes Kopfschütteln vonseiten meiner Gesprächspartner: Wieder nix mit der ersten Million! Auch einem Bekannten, der die Burmesen in großem Maßstab zur Ader lassen wollten (Blutplasma!), konnte ich leider nicht helfen. Also weiter kleine Brötchen backen …