Buddhismus in Burma

Dhammachakka

Von Gautama Buddha begründete indische Philosophie, die sich später zu einer Religion entwickelte. Sie ist in zwei Hauptsekten aufgespalten: Mahayana (Großes Fahrzeug, auch Nördlicher Buddhismus genannt) und Theravada (Kleines Fahrzeug, auch Hinayana oder südlicher Buddhismus genannt). Die buddhistischen Länder Südostasiens gehören letzterer Richtung an, ebenso wie Sri Lanka. Ich bin also Theravada-Buddhist. Die Verwandlung der Philosophie in eine Religion hat dazu geführt, dass sie viele volkstümliche Elemente in sich aufgenommen hat. Dadurch ist nach Ansicht vieler Buddhisten (siehe unten) die ursprünglichen Lehre stark verwässert worden. 

Shwedagon-Pagode in Yangon

Schauen wir uns doch einmal die Rede Buddhas vor den Einwohnern von Kalama (Kalama-Sutta) selbstkritisch näher an: Darin ermahnte der Buddha selbst die Menschen, seiner Lehre nicht blind zu vertrauen! Als die Einwohner der Stadt ihn fragten, wie man denn nun die Wahrheit über etwas herausfinden könne, gab der Buddha folgende Antwort:

“Glaubt nicht an etwas, weil ihr es gehört habt; glaubt nicht an Traditionen, weil sie seit Generationen überliefert sind; glaubt nicht an Gerüchte, auch wenn sie von vielen weitergetragen werden; glaubt nicht an etwas, weil es in Euren heiligen Büchern steht; und glaubt auch nicht an etwas, nur weil es Eure Eltern und Lehrer sagen. Jedoch, wenn ihr die Dinge betrachtet und analysiert habt und sie mit der Vernunft übereinstimmen sowie von Nutzen für einen und alle sind, dann akzeptiert es und lebt danach.” Können alle Buddhisten in Burma wirklich von sich sagen, dass sie diesen Ratschlag des Buddha beherzigen? Das sollte jeder einmal kritisch nachprüfen! 

General Aung San kam jedenfalls in seinem Aufsatz ‚Burma und der Buddhismus’ zu folgendem Ergebnis: “Burma ist seit vielen Jahrhunderten ein buddhistisches Land; jedoch, wenn man sich umschaut, kann man nur zu einem Ergebnis gelangen: 

Die kritische Betrachtung, die Essenz des Buddhismus, fehlt hier. Die Burmesen sollten ein bisschen tiefer schürfen als sie es derzeit tun und sich nicht mit oberflächlicher Betrachtung zufrieden geben. Wenn wir beispielsweise solche Dinge wie Pagodenfeste, Mönchsbestattungen, Wasserfeste und Lichterfeste kritisch betrachten, stellt sich die Frage: Sind diese Dinge wesentlich für die buddhistische Religion? Sicher, es gab Zeiten, als ignorante und ungläubige ebenso wie gottlose Menschen mit Hilfe dieser Veranstaltungen in die buddhistischen Tempel gelockt werden mussten, um dort die Lehre zu hören. Wir aber leben in modernen Zeiten, und wenn wir diesen kritischen Text zugrunde legen wird klar, dass diese Dinge unbedingt abgeschafft gehören, weil sie nicht nur für unsere Religion unwesentlich sind, sondern sogar dazu führen können, unsere Religion zu einer reinen Formsache zu degradieren.“

Und was sagte mir ein Teilnehmer während eines Reiseleiter-Seminars, als wir diese Aussage Aung Sans diskutierten? „Ach, Aung San versteht davon nichts, der war doch Kommunist!“  So einfach ist das! Ich hingegen halte die von Aung San aufgeworfenen Fragen für absolut wichtig!! Dass sein Aufsatz Anfang der 30er-Jahre erschien, als die Frömmigkeit vermutlich noch intensiver war als heute, verstärkt das Gewicht der Ausführungen Aung Sans erheblich.